Singspiel über Martin Luther, seine Geschichte und seine Gefühle

Buntes und abwechslungsreiches Musical auf der Bühne – Reformation wurde im Gottesdienst lebendig


Mitterfelden. - 500 Jahre, nachdem Martin Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zur Wittenberg angeschlagen hatte, wurde vergangenen Sonntag im Evang.-Luth. Gemeindezentrum „Auferstehungskirche“ im Rahmen eines Gottesdienstes das Singspiel „Martin Luther – Wenn einer fragt“, das liebevoll vorbereitet, lange einstudiert zu einem Gottesdiensterlebnis. Pfarrer Werner Buckel und die Protagonisten konnten sich über einen vollen Kirchen- und Gemeindesaal freuen. Luther bleibt auch als Theaterfigur widersprüchlich und komplex, ist gewiss keine überlebensgroße Lichtgestalt, sondern eher ein gebrochener Held wider Willen, der nach Wegen sucht, Glauben, Kirche und Klerus zu erneuern. Eine Reihe von Requisiten kam zum Einsatz. Den guten Laiendarstellern wurde dankbarer Applaus gezollt.

Zum Einzug von Pfarrer Werner Buckel spielte Svetlana Flat auf der Orgel „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von J.S. Bach. Er begrüßte die Gläubigen und nannte dabei die Orte der Umgebung, aus denen sie kamen. Unter den Mitfeiernden war auch Ainrings 3. Bürgermeisterin Rosemarie Bernauer. Der Geistliche ging kurz auf das Singspiel ein und ermunterte danach drei Strophen „Danke für diesen guten Morgen“ gemeinsam zu singen. Das Gedenken 500 Jahre Reformation, Martin Luther, werde in besonderer Weise gefeiert.

Seit Mai probten etwa 30 Akteure wöchentlich für die Aufführung, mit Ausnahme der Sommerpause. Die Kostüme schuf Susanne Kern, die Regie hatte Susanne Wiesinger, am Dirigentenpult agierte Silvia Jarosch und Einstudierung, Gesang und musikalische Gesamtleitung oblag Svetlana Flat.
In dem gut 45-minütigen Stück spielten und sangen die jungen Akteure einige markante Szenen aus Martin Luthers Leben, beleuchteten die Anfeindungen und Probleme, mit denen er zu kämpfen hatte und erklärten vor dem geschichtlichen Hintergrund die unterschiedlichen Ansätze der Konfessionen. Die Komposition stammt von Uli Führe (Musik und der Text von Hellmuth Wolff und Uli Führe.

Los ging es mit einem Gespräch zweier Kinder, eins katholisch, das andere evangelisch, textsicher dargestellt von Leonie Wiesinger und Amelie Huber, deren Dialoge führten als roter Faden durch das Stück. Im Fokus stehen nicht die konfessionellen Unterschiede, sondern die Annäherung an die Charakterperson Luther in einer Zeit großer politischer und geistesgeschichtlicher Umwälzungen.
Zunächst sang der Chor „Wenn einer fragt“. Die erste Szene handelte auf dem Wittenberger Marktplatz. Wo die Leute ihre Waren feil boten. Danach kamen wieder die beiden Schulkinder und so sagte eines Martin habe geschireben, dass Gott seine Gnade nicht gegen Geld verkaufe und sich auch nicht mit Ablassbriefen nicht kaufen lasse, denn Gott sei barmherzig. In 95 Sätzen, welche man auch 95 Thesen nenne, habe er durch das Plakat an die Öffentlichkeit gebracht. In weiterer Folge war zu hören: „Damals haben die Mächtigen in Rom und auch in Deutschland mit den Ablassbriefen viel Geld verdient. Der Papst war ein Fürst. Er wollte eine neue, große und teure Kirche bauen, den Petersdom.“ Chor und Horst Dölp im Studierzimmer als Martin Luther, sangen „Ich bin so verzweifelt“. Eine Szene handelte vom Reichstag in Worms mit Kaiser Karl V. und Alexander und Fürst Friedrich der Weise, um Störenfried Luther in seine Schranken zu weisen. Lieder wie „Soll ich nach Worms?, „Diese Nacht ist eine Qual“ und „Martin und die Wörter“ intonierten Chor und Martin.
Luther wurden nachher die Augen verbunden, gefesselt und von Soldaten und dessen Anführer abgeführt. Im Zimmer des Georg Spalatin auf der Wartburg entsteht ein Dialog und hernach nimmt ihm dieser die Augenbinde ab und sagt: „Damit dich keiner entdeckt, wirst du nicht mehr Martin sein. Wir nennen dich ab jetzt Junker Jörg. Du wirst keine Mönchskleider mehr tragen.“ Luther bestellte sich Bücher, die ihm dann ein Diener brachte. Nach Gesang sagte Martin zu Spalatin, er habe das ganze Neue Testament ins Deutsche übersetzt. In Wittenberg rumorte es, da viele mit Gewalt gegen die alte Ordnung in der Kirche waren und daher musste Martin noch auf der Wartburg verbleiben.
In der nächsten Szene wurde „Der Bildersturm“ dargestellt, wobei die Schauspieler Bilder, Kreuze und Kunstgegenstände unter den Armen hielten. Martin Luther sagte unter anderem: „Hört auf! Haltet ein! Das hab ich nie gesagt! Warum habt ihr mich nicht gefragt? Ihr wollt frei sein? Hernach traten wieder die Schulkinder in Erscheinung. „Konnte Martin die Bilderstürmer überzeugen?, wurde gefragt und das andere Kind gab die Antwort: „Ja, er verließ die Wartburg und predigte und sie hörten auf die Kirchen zu plündern, auch wenn sich manche über Martin ärgerten.“ Der Bauernkrieg wurde in einem Lied thematisiert und die Akteure hatten dabei Prügel und Rechen in den Händen. Das häusliche Familienleben wurde gezeigt.
Anja Hager als Luthers Gattin sang das Lied „Katharina von Bora“. Es folgte „Der Augsburger Reichstag“, wo Kaiser Karl V. und sein Berater auftraten, und danach sangen Melanchthon, Martin, Spalatin und Johannes Eck den entsprechenden Text.
Im Schlussgespräch der Schulkinder wurde deutlich, dass Martin Luther fest davon überzeugt war, im Recht zu sein. Papst und Kaiser wollten über Veränderungen in der Kirche nicht einmal reden. Luther hatte zur richtigen Zeit wichtige Fragen gestellt.
Zum Finale kamen alle jungen und älteren Sängerinnen und Sänger auf die Bühne und sangen „Wenn einer kämpft, weil all die alten Mächte in Starre stehn“.
Das Musiktheater faszinierte die Kirchgänger und diese spendeten den Darstellern und Musikern reichlich Beifall. Sie hatten eindrucksvoll und aufmerksam zugehört.
Bei der Darstellung von Horst Dölp, Bariton hat ein Chor Martin Luther aufgebaut und der andere Chor ihm dessen Zweifel genommen.

Danach stellte Pfarrer Werner Buckel der Gemeinde die neuen Konfirmanden vor.
Der Gottesdienst wurde mit einem gemeinsamen Vaterunser fortgesetzt. Der Seelsorger wandte sich an die Gläubigen und sprach von einer allumfassenden Kirche, wie eine Familie, nicht nur vor 500 Jahren, schon eher haben sich die einen oder anderen abgespaltet. „Jede und jeder geht oft den Weg in seiner Tradition, in seiner Entwicklung und vieles davon ist mit Kultur, Beziehung, ist Zeit. Dies soll so sein und bleiben.“ Weiter meinte er, es geht aber letztendlich um die eine Kirche und die Welt lechze danach, dass die Kirche und die Kirchen, den Menschen auf Fragen Antworten geben.
Nach dem Loblied „Großer Gott, wir loben dich“, sagte der Geistliche, dass am Ausgang zwei Spendenkörberl aufgestellt sind und die Gabe für die Jugendmusikarbeit in Mitterfelden Verwendung finde. Er lud zum anschließenden Kirchenkaffee ein. Zum Ausspiel brillierte Svetlana Flat mit dem englisch-klassizistisch Stück „ Alla Marcia“ von Thomas Adams.

Andreas Pils

Kommentare sind deaktiviert.